Ein kurzer geschichtlicher Abriss
Ich danke Frau Doris Voit für die leihweise Überlassung der von ihrem Mann Eckhard Voit erarbeiteten umfangreichen Bauaufnahme (Matr. Nr. 1003624) zusammen mit seinem Betreuer Prof. Dr. Gerhard Nagel. Mit äußerster Sorgfalt trug er aus den verschiedensten Archiven Unterlagen zusammen und dokumentierte diese. Mit Zeitzeugen sprach er, um an Informationen zu kommen aus der Zeit Anfang des 20.Jahrhunderts. Ein großer Teil seiner Arbeit umfasst fachwissenschaftliche Architektur- und baustatische Probleme, die er offensichtlich mit Architekt Karl Sanwald erörtert hat. Aus diesem Fundus konnte ich schöpfen, und so entstand ein Abriss der Geschichte des Evangelischen Gemeindehauses Steinheim, dem ehemaligen' Gasthaus „Zum Ochsen“.Adalbert Feiler
Das Evangelische Gemeindehaus Steinheim
Wie kommt die evangelische Kirchengemeinde zum Anwesen Hauptstraße 4 (ehemaliges Gasthaus „Zum Ochsen“)?
Durch notarielle Niederschrift vom 26. März 1927 erhielt die evangelische Kirchengemeinde Steinheim von Ökonomierat Friedrich Mayer und seiner Frau Lina, geborene Häcker, den bisher als Gasthaus „Zum Ochsen“, kurz „Ochsen“ bezeichneten Immobilienbesitz in Steinheim in der Hauptstraße 4 als testamentarisches Vermächtnis. Die endgültige Erfüllung erfolgte 1938 nach dem Ableben von Lina Mayer. Das einzige Kind aus dieser Ehe, der Sohn Hans, geb. 1890, war als Kriegsfreiwilliger am 30. Juni 1915 als Fahnenjunker in den Argonnen in Frankreich gefallen. In den Weihnachtstagen 1915 informierten Mayers den Kirchengemeinderat über ihre Entscheidung, der Evangelischen Kirchengemeinde dieses Anwesen im Gedenken an den gefallenen Sohn zu stiften. Ökonomierat Mayer gab im Kirchengemeinderat vom 30.Januar 1916 zu Protokoll: „Wir glauben im Sinn unseres teuren unvergesslichen Sohnes zu handeln, der einen tiefen Gottesglauben besessen hat … und dadurch der Kirchengemeinde zu nützen, dass wir diese Stiftung gemacht haben – und wir bitten Gott, dass er seinen Segen dazu geben möge.“
Zwölf Jahre vergingen von der ersten Mitteilung bis zum endgültigen Vermächtnis. Das Gebäude war zu Beginn des 1. Weltkrieges vermietet.
Danach stand der „Ochsen“ leer. Nach dem Krieg wurde zunächst eine Jugendherberge eingerichtet, dann der Kindergarten. Den Eheleuten Mayer war die Förderung der Kinder offensichtlich ein inneres Anliegen. Die Einrichtung des Kindergartens mit einer Schwesternwohnung im „Ochsen“ lassen diesen Schluss zu. Friedrich Mayer, geb. am 8. April 1846, starb am 6. Juni 1929 und Lina, geb. am 15. März 1863, starb am 28. Dezember 1938.
Erste Erwähnung der Königsbronner Herberge
Im Königsbronner Saal- und Lagerbuch von 1586 erscheint Simon Klettenmaier als „königsbronnischer Gastgeb“ mit dem Wirtshaus und der Herberge zu Steinheim. Die Besitzer besaßen einen Lehensbrief von 1478.
Der „Ochsen“ diente „als Kloster Königsbronner Herberge“. Simon Klettenmaier, der Ochsenwirt, gehörte zu den Königsbronner Lehenbauern mit zwei Lehen. Zu dem ersten Lehen mit 10 Jauchert Ackerland und 17 Jauchert Holzmähdern auf dem Hohenberg (ehemaliger Besitz des Klosters Roggenburg) gehörte das Gasthaus. Es war „ein Haus in einem Hof mit guten gemauerten Stallungen und Scheunen, auch einem eigenen Galgenbronnen und einem halben Tagwerk Garten, zu unterst im Flecken, an der rechten Straßgassen“ (die Straße und die Gasse sind zweierlei: In der Gasse wohnt man im Dorf, die Straße ist ein Überlandweg). Damit lag der „Ochsen“ im Dorf an der Durchgangsstraße von „bayrisch Schwaben“, von Augsburg, ins württembergische Unterland.
Im Königsbronner Saal- und Lagerbuch von 1586 erscheint Simon Klettenmaier als „königsbronnischer Gastgeb“ mit dem Wirtshaus und der Herberge zu Steinheim. Die Besitzer besaßen einen Lehensbrief von 1478.
Der „Ochsen“ diente „als Kloster Königsbronner Herberge“. Simon Klettenmaier, der Ochsenwirt, gehörte zu den Königsbronner Lehenbauern mit zwei Lehen. Zu dem ersten Lehen mit 10 Jauchert Ackerland und 17 Jauchert Holzmähdern auf dem Hohenberg (ehemaliger Besitz des Klosters Roggenburg) gehörte das Gasthaus. Es war „ein Haus in einem Hof mit guten gemauerten Stallungen und Scheunen, auch einem eigenen Galgenbronnen und einem halben Tagwerk Garten, zu unterst im Flecken, an der rechten Straßgassen“ (die Straße und die Gasse sind zweierlei: In der Gasse wohnt man im Dorf, die Straße ist ein Überlandweg). Damit lag der „Ochsen“ im Dorf an der Durchgangsstraße von „bayrisch Schwaben“, von Augsburg, ins württembergische Unterland.
1588 wurde das Haus Württemberg Herr über Königsbronn und damit auch über Steinheim. Es ist denkbar, dass frühestens das o.g. Lehensgut um diese Zeit an die Familie Meyer ging. Nicht auszuschließen ist ferner, dass die Familie Meyer vom Maierhof, dem ehemaligen Augustinerstift vom Klosterberg, kam. Mit dem 1595 geborenen Hans Meyer beginnt eine über dreihundertjährige aktenkundige Geschichte des angesehenen Geschlechts Meyer (später Mayer). Hans Meyer, Biersieder und Wirt, betrieb ebenfalls die Steinheimer „Krone“, die Steinheimer Herberge des Klosters Herbrechtingen mit Brauerei. Ob im „Ochsen“ Bier gebraut wurde, ist nicht dokumentiert, doch scheint in diesem Gebäude zumindest eine Mälzerei betrieben worden zu sein.
Dreißigjähriger Krieg und seine Folgen
Nach der Schlacht bei Nördlingen wurde Steinheim im September 1634 schwer beschädigt. Auch das Wirtshaus zum Ochsen brannte ab. Der Königsbronner Klosterverwalter berichtete an den herzoglichen Kirchenrat in Stuttgart, dass man durch das Fehlen eines klösterlichen Wirtshauses bei amtlichen Geschäften beim Heidenheimer Schultheiß und Wirt zehren müsse, der sehr teuer sei. Steinheim wurde seinerzeit von zwei Schultheißen verwaltet, einer für die Heidenheimer (die Württembergischen) und einer für die Königsbronner Bürger. Das Wirtshaus „Zum Ochsen“ wurde wieder aufgebaut. Auf diesem neuen Gebäude ruhte nach Aktenlage mindestens seit dem Jahr 1696 die dingliche Gastwirtschaftsgerechtigkeit. Im wiederaufgebauten „Ochsen“ vollzog Johannes Mayer (1684-1743), der erste Ochsenwirt nach dem Dreißigjährigen Krieg, als Schultheiß die amtlichen Geschäfte für den Königsbronner Teil des Dorfes. In dieser Zeit amtierte Pfarrer Philipp Friedrich Hiller in der evangelischen Peterskirche. Bis zum Jahr 1836 hatte Steinheim kein Rathaus. Der Ortsvorsteher besorgte die Amtsgeschäfte in seiner Wohnung. Somit war im „Ochsen“ seine Wohnung zugleich Amtsstube. Auch die Sitzungen und die gerichtlichen Verhandlungen für die Königsbronner Einwohner fanden in seinem Wohnzimmer statt: Im Erker an der Ostseite des Hauses befanden sich die Sitze der Gerichtsherren.
Nach der Schlacht bei Nördlingen wurde Steinheim im September 1634 schwer beschädigt. Auch das Wirtshaus zum Ochsen brannte ab. Der Königsbronner Klosterverwalter berichtete an den herzoglichen Kirchenrat in Stuttgart, dass man durch das Fehlen eines klösterlichen Wirtshauses bei amtlichen Geschäften beim Heidenheimer Schultheiß und Wirt zehren müsse, der sehr teuer sei. Steinheim wurde seinerzeit von zwei Schultheißen verwaltet, einer für die Heidenheimer (die Württembergischen) und einer für die Königsbronner Bürger. Das Wirtshaus „Zum Ochsen“ wurde wieder aufgebaut. Auf diesem neuen Gebäude ruhte nach Aktenlage mindestens seit dem Jahr 1696 die dingliche Gastwirtschaftsgerechtigkeit. Im wiederaufgebauten „Ochsen“ vollzog Johannes Mayer (1684-1743), der erste Ochsenwirt nach dem Dreißigjährigen Krieg, als Schultheiß die amtlichen Geschäfte für den Königsbronner Teil des Dorfes. In dieser Zeit amtierte Pfarrer Philipp Friedrich Hiller in der evangelischen Peterskirche. Bis zum Jahr 1836 hatte Steinheim kein Rathaus. Der Ortsvorsteher besorgte die Amtsgeschäfte in seiner Wohnung. Somit war im „Ochsen“ seine Wohnung zugleich Amtsstube. Auch die Sitzungen und die gerichtlichen Verhandlungen für die Königsbronner Einwohner fanden in seinem Wohnzimmer statt: Im Erker an der Ostseite des Hauses befanden sich die Sitze der Gerichtsherren.
Weitere Kriegslasten
Dieser Erker, der dem Haus eine gewisse Vornehmheit verlieh, führte oft zu Einquartierungen durch das Militär, so durch französische Revolutionstruppen gegen Ende des 18. Jahrhunderts und dann um 1812: Zunächst lag das württembergische Infanterie-Regiment „Wilhelm“ in Steinheim, später mussten 40 Steinheimer mit Napoleon nach Russland ziehen – nur Wachtmeister Preiß und Unteroffizier Kolb kamen zurück. Aber auch die Jagdfronen und die Wildschäden belasteten Steinheim um 1814 stark. Hochwildjagd war ausschließlich das Recht des Hofes in Stuttgart. So war der Hofjägermeister des Königs im „Ochsen“ während einer großen Treibjagd einquartiert.
(Später, Mitte des19.Jahrhunderts, war regelmäßig Herzog Paul von Württemberg mit Jagdgefolge einquartiert.) Das Jahr 1816 brachte eine vollständige Missernte. Unaufhörlicher Regen vernichtete die Feldfrüchte. Der Roggen, den König Wilhelm in dieser Not von Russland kaufte, enthielt Tobhafer (Mutterkorn), so dass die Leute davon erkrankten.
Steinheim um 1800
Dieser Erker, der dem Haus eine gewisse Vornehmheit verlieh, führte oft zu Einquartierungen durch das Militär, so durch französische Revolutionstruppen gegen Ende des 18. Jahrhunderts und dann um 1812: Zunächst lag das württembergische Infanterie-Regiment „Wilhelm“ in Steinheim, später mussten 40 Steinheimer mit Napoleon nach Russland ziehen – nur Wachtmeister Preiß und Unteroffizier Kolb kamen zurück. Aber auch die Jagdfronen und die Wildschäden belasteten Steinheim um 1814 stark. Hochwildjagd war ausschließlich das Recht des Hofes in Stuttgart. So war der Hofjägermeister des Königs im „Ochsen“ während einer großen Treibjagd einquartiert.
(Später, Mitte des19.Jahrhunderts, war regelmäßig Herzog Paul von Württemberg mit Jagdgefolge einquartiert.) Das Jahr 1816 brachte eine vollständige Missernte. Unaufhörlicher Regen vernichtete die Feldfrüchte. Der Roggen, den König Wilhelm in dieser Not von Russland kaufte, enthielt Tobhafer (Mutterkorn), so dass die Leute davon erkrankten.
Steinheim um 1800
Nach diesen wirtschaftlichen Belastungen waren auch die Mayer-Großeltern verschuldet. Zudem wurden die Kriegslasten auf die Bevölkerung umgelegt, und der Verkauf eines Teiles des „Ochsen“-Anwesens war nur eine Frage der Zeit. Doch die Familie lebte sehr sparsam und hielt zusammen, (einige Mitglieder blieben unverheiratet) und konnte so im Laufe der Zeit ihren Verpflichtungen nachkommen.
Die Juli-Revolution in Frankreich (1830) hatte Folgen für das äußere Aussehen des Mayer’schen Hofgutes, des „Ochsen“. Der Vater von Ökonomierat Friedrich Mayer ließ den Erker, die Zierde des repräsentativen Hauses, abbrechen, weil er befürchtete, dass er, wie in den vorhergehenden Kriegen, wieder mit Quartier- und anderen Lasten belegt werden würde.
Nutzung des Gasthofes „Zum Ochsen“ Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts (vor dem 1. Weltkrieg).
Die Juli-Revolution in Frankreich (1830) hatte Folgen für das äußere Aussehen des Mayer’schen Hofgutes, des „Ochsen“. Der Vater von Ökonomierat Friedrich Mayer ließ den Erker, die Zierde des repräsentativen Hauses, abbrechen, weil er befürchtete, dass er, wie in den vorhergehenden Kriegen, wieder mit Quartier- und anderen Lasten belegt werden würde.
Nutzung des Gasthofes „Zum Ochsen“ Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts (vor dem 1. Weltkrieg).
Der Plan von 1830 zeigt die Bebauungssituation am Ende der „Marktstraße“ um die Roßhülbe mit der Feuerhütte, dem Backhaus und dem „Ochsen“. Erst 1836 bekam Steinheim auf dem Platz der Feuerhütte ein Rathaus. Zu dieser Zeit sah der Ochsen wie nachstehend aus.
Im 1.Obergeschoss befand sich auf der Ostseite der sog. Tanzsaal, ein Hochzeitssaal und auf der Westseite die Küche mit dem Wirtschafts Gastraum.
Im 1.Dachgeschoss lagen die privaten Wohnräume und Kammern für die Gäste. Im Erdgeschoss befand sich auf der Ostseite (rechts) der Pferdestall, auf der Westseite die sog. Mälzerei. In den gewölbten Kellern auf der Ostseite, 3,5 m tief, lagerten die Weinfässer. Auf der Westseite, 2 m tief, lagen die anderen Vorräte (z.B.Kartoffeln und Rüben). Die im ausgehenden 19. Jahrhundert erstellten Anbauten für den Küchenausbau und die vom 1.Obergeschoss aus zugänglichen Aborte lösten die bis damals üblichen Praktiken auf dem Hinterhof ab. Nach dem Besuch der Landwirtschaftlichen Akademie in Hohenheim übernahm 1871 Friedrich Mayer das Hofgut mit dem Gasthof „Ochsen“. 1905 übernahm Metzger Wittlinger das Anwesen und übte dort seinen Beruf aus. 1908 wird der Einbau eines Schlachtraumes und eines Fleischladens bei der Gemeinde Steinheim beantragt. Vom 31. August 1888 bis zum 1. Mai 1907 war der dauernde Betrieb der Gastwirtschaft eingestellt. Durch sporadische Veranstaltungen mit Ausschank „geistiger Getränke“ erlosch das Schankrecht jedoch nicht.
Nutzung von Räumlichkeiten durch die Kirchengemeinde
Im Kirchengemeinderatsprotokoll vom 19. Januar 1903 (Ev. Pfarramt Steinheim) ist festgelegt, dass Friedrich Mayer der Ev. Gemeinschaft und den hiesigen christlichen Vereinen ein geräumiges Lokal überlassen habe. Die Altpietistische Gemeinschaftsstunde war fortan im Hochzeitssaal, die Kirchenchorproben fanden im daran anschließenden Zimmer statt. Nach dem Protokoll des Kirchengemeinderates vom 19.Januar 1903 wurden Kirchenchorproben schon im Jahr 1903 im 1. Obergeschoss des „Ochsen“ abgehalten. Diese Räume waren beheizbar.
Die Schenkung
Protokoll des Kirchengemeinderates vom 27. Dezember 1915: Absicht von Herrn und Frau Ökonomierat Mayer …
… der Kirchengemeinde zu schenken, das Gasthaus zum Ochsen samt dem westwärts davon gelegenen Gemüsegarten und zwar zur Einrichtung eines Gemeindehauses… der Kirchengemeinde zu stiften, annähernd 40 Morgen in der Urkunde näher bezeichneten Waldes, mit der Bestimmung, dass aus den Zinsen das Gemeindehaus unterhalten,… werde. Die Bürgerliche Gemeinde gab bei einer weiteren Sitzung des Kirchengemeinderats am 20. Juli 1916 zu bedenken, dass bei einer amtlichen Bauschau ein künftiger grundlegender Umbau des Gebäudes verlangt werden müsse, wenn zukünftig Versammlungen und der Betrieb eines Kindergartens aufrecht erhalten werden sollten. So musste der Kirchengemeinderat die Stifter bitten, der Schenkung des Gasthauses auch die Hintergebäude und den dahinter liegenden Garten beizufügen und darüber hinaus die in der Stiftungsurkunde benannten Waldstücke ebenfalls mit der Schenkung zu übergeben. Aufgrund von zwei Gutachten wird am 22. Januar 1917 im Kirchengemeinderat besprochen, ob ein Neubau eines Gemeindehauses nicht sinnvoller sei. Dazu kam das drängende Problem der Unterbringung der kleinen Kinder im Kindergarten: Viele Mütter arbeiteten in den Zigarrenfabriken im Ort. Die Verhandlungen galten als vorläufig gescheitert.
Zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg
Die Familie Mayer zog um in das gegenüber liegende Haus Nr. 199 an der Marktstraße (heute Hauptstraße). Das Gebäude des „Ochsen“ stand dann bis nach dem Ende des Ersten Weltkriegs leer. Danach wurde es teilweise an die Familien Häußler und Weller vermietet, die Wirtschaftsküche mussten sich die Familien teilen. Herr Häußler betreute als „Herbergsvater“ die Jugendherberge – ein Obdachlosenasyl. Der Pferdestall wurde die Werkstatt des Küfers Schmauder. Ab 1. September 1931 befand sich in den Räumen der Metzgerei die Milch Sammelstelle der Bauern. Als diese im November 1932 in die „Krone“ umzog, folgte als Nachmieter die Spar- und Darlehenskasse, dann der Fahrrad- und Nähmaschinenhändler Merz, der die Räume bis nach dem Zweiten Weltkrieg nutzte.
Vertrag zwischen Ökonomierat Friedrich Mayer, Lina Mayer und der Evangelischen Kirchengemeinde
Dieser Vertrag vom 10./25. Februar 1926 enthielt die Vereinbarung über die leihweise Überlassung von Räumen als Kleinkinderschule, er war bis 31. Januar 1941 befristet. Die Kostenfrage schien damit gelöst: Die Kirchengemeinde musste nur für die Kosten des Ausbaus und die Unterhaltung der von ihr benutzten Räume aufkommen. Die Kosten für den Gesamtzustand des Hauses trug der Eigentümer. Die Kirchengemeinde durfte danach in dem Anwesen eine Kleinkinderschule einrichten sowie die Räume als Gemeindesaal nutzen und kirchlichen Vereinen zugänglich machen. Das Baugesuch wurde noch im Februar eingereicht. Am 14. Juni 1926 war die Eröffnung des „Steinheimer Kinderschüle“. Bald hatte die (Ordens-) Schwester mehr als 100 Kinder zu betreuen. Man benötigte eine Helferin, so dass man die Kinderschar in zwei Gruppen aufteilen konnte.
Testament der Eheleute Mayer vom 26. März 1927
Die leihweise Überlassung der Räume im „Ochsen“ dauerte im Grunde genommen nur ein Jahr. Im Testament vom 26. März 1927 wurde das ganze Anwesen mit Waldgrundstücken (die entgegen der ursprünglichen Angabe nur aus 20 Morgen Wald bestanden) der Evangelischen Kirchengemeinde Steinheim nach dem Ableben beider Eheleute vermacht. Friedrich Mayer verstarb 1929, seine Frau Lina 1938. DasTestament trat in Kraft. Eine Gedenktafel in der Steinheimer Peterskirche erinnert daran.
Umbauarbeiten bis 1958
Gegen Ende des zweiten Weltkrieges wurde in einem der Keller ein Luftschutzraum eingerichtet. Auch wurde formal der Kindergarten der „nationalsozialistischen Pädagogik“ unterstellt, doch da der Kindergarten eine kirchengemeindliche Einrichtung war, konnte er nicht, wie andere Kindergärten, „gleichgeschaltet“ werden. Neben kleineren Renovierungen wurde nach dem Krieg als erste größere Maßnahme 1953 der Umbau der Sanitäranlagen vorgenommen. 1954 wurden die Wohnräume vom 1. Obergeschoss in das 1. Dachgeschoss mit separaten Küchen verlegt, um mehr Raum für den Kindergarten zu bekommen. Im Jahr 1956 waren 142 Kinder im Kindergarten gemeldet.
Der erste und zweite Bauabschnitt zur grundlegenden Sanierung des Gebäudes (1958 bis 1960)
Der erste Bauabschnitt umfasste (Sitzung des Kirchengemeinderats am 15. Dezember 1959) „die unbedingt notwendigen Sicherungsarbeiten an der hinteren Außenfront und an der Decke zum 1. Stock und die Arbeiten zur Gewinnung eines weiteren… Gemeinde- bzw. Kindergartenraumes …“ Der zweite Bauabschnitt umfasste den Ausbau des ehemaligen Pferdestalles auf der Ostseite des Gebäudes zum neuen Gemeindesaal. Mit einer neuen Fassade kam dieser Umbau nahezu einem Neubau des Erdgeschosses gleich. Am 29. März 1960 beschloss der Kirchen gemeinderat den zweiten Bauabschnitt. Am 1. Advent 1960 wurde der neue Saal bei einem Gemeindenachmittag seiner Bestimmung übergeben.
Der dritte Bauabschnitt (1960 bis 1963)
Am 21. Dezember 1960 befasste sich der Kirchengemeinderat mit dem noch nicht erneuerten Westteil des Hauses: „… dass aus Sicherheitsgründen baldige Maßnahmen zur Erhaltung des Gebäudes und zur Abwendung einer möglichen Einsturzgefahr dringend notwendig sind…“ Am 20. März 1961 wurde entschieden: Aus Kostengründen bevorzugt man den Abriss und den Neuaufbau. Die Neugestaltung der Fassade wird wie am Ostflügel nach Westen fortgeführt. Auch weitere bauliche Änderungen im 1. Obergeschoss des Ostteiles zur Anhebung der Raumhöhen werden ausgeführt. In diesem Zusammenhang erhält auch der Ostteil einen neuen Dachstuhl.
Das grundlegend renovierte Evangelische Gemeindehaus
Der Architekt hat sich an den aus dem 17. Jahrhundert überkommenen Baukörper angelehnt. Die Vorderfront zeigt nur im Erdgeschoss die von der Funktion her abweichende Gestaltung.
Im 1.Dachgeschoss lagen die privaten Wohnräume und Kammern für die Gäste. Im Erdgeschoss befand sich auf der Ostseite (rechts) der Pferdestall, auf der Westseite die sog. Mälzerei. In den gewölbten Kellern auf der Ostseite, 3,5 m tief, lagerten die Weinfässer. Auf der Westseite, 2 m tief, lagen die anderen Vorräte (z.B.Kartoffeln und Rüben). Die im ausgehenden 19. Jahrhundert erstellten Anbauten für den Küchenausbau und die vom 1.Obergeschoss aus zugänglichen Aborte lösten die bis damals üblichen Praktiken auf dem Hinterhof ab. Nach dem Besuch der Landwirtschaftlichen Akademie in Hohenheim übernahm 1871 Friedrich Mayer das Hofgut mit dem Gasthof „Ochsen“. 1905 übernahm Metzger Wittlinger das Anwesen und übte dort seinen Beruf aus. 1908 wird der Einbau eines Schlachtraumes und eines Fleischladens bei der Gemeinde Steinheim beantragt. Vom 31. August 1888 bis zum 1. Mai 1907 war der dauernde Betrieb der Gastwirtschaft eingestellt. Durch sporadische Veranstaltungen mit Ausschank „geistiger Getränke“ erlosch das Schankrecht jedoch nicht.
Nutzung von Räumlichkeiten durch die Kirchengemeinde
Im Kirchengemeinderatsprotokoll vom 19. Januar 1903 (Ev. Pfarramt Steinheim) ist festgelegt, dass Friedrich Mayer der Ev. Gemeinschaft und den hiesigen christlichen Vereinen ein geräumiges Lokal überlassen habe. Die Altpietistische Gemeinschaftsstunde war fortan im Hochzeitssaal, die Kirchenchorproben fanden im daran anschließenden Zimmer statt. Nach dem Protokoll des Kirchengemeinderates vom 19.Januar 1903 wurden Kirchenchorproben schon im Jahr 1903 im 1. Obergeschoss des „Ochsen“ abgehalten. Diese Räume waren beheizbar.
Die Schenkung
Protokoll des Kirchengemeinderates vom 27. Dezember 1915: Absicht von Herrn und Frau Ökonomierat Mayer …
… der Kirchengemeinde zu schenken, das Gasthaus zum Ochsen samt dem westwärts davon gelegenen Gemüsegarten und zwar zur Einrichtung eines Gemeindehauses… der Kirchengemeinde zu stiften, annähernd 40 Morgen in der Urkunde näher bezeichneten Waldes, mit der Bestimmung, dass aus den Zinsen das Gemeindehaus unterhalten,… werde. Die Bürgerliche Gemeinde gab bei einer weiteren Sitzung des Kirchengemeinderats am 20. Juli 1916 zu bedenken, dass bei einer amtlichen Bauschau ein künftiger grundlegender Umbau des Gebäudes verlangt werden müsse, wenn zukünftig Versammlungen und der Betrieb eines Kindergartens aufrecht erhalten werden sollten. So musste der Kirchengemeinderat die Stifter bitten, der Schenkung des Gasthauses auch die Hintergebäude und den dahinter liegenden Garten beizufügen und darüber hinaus die in der Stiftungsurkunde benannten Waldstücke ebenfalls mit der Schenkung zu übergeben. Aufgrund von zwei Gutachten wird am 22. Januar 1917 im Kirchengemeinderat besprochen, ob ein Neubau eines Gemeindehauses nicht sinnvoller sei. Dazu kam das drängende Problem der Unterbringung der kleinen Kinder im Kindergarten: Viele Mütter arbeiteten in den Zigarrenfabriken im Ort. Die Verhandlungen galten als vorläufig gescheitert.
Zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg
Die Familie Mayer zog um in das gegenüber liegende Haus Nr. 199 an der Marktstraße (heute Hauptstraße). Das Gebäude des „Ochsen“ stand dann bis nach dem Ende des Ersten Weltkriegs leer. Danach wurde es teilweise an die Familien Häußler und Weller vermietet, die Wirtschaftsküche mussten sich die Familien teilen. Herr Häußler betreute als „Herbergsvater“ die Jugendherberge – ein Obdachlosenasyl. Der Pferdestall wurde die Werkstatt des Küfers Schmauder. Ab 1. September 1931 befand sich in den Räumen der Metzgerei die Milch Sammelstelle der Bauern. Als diese im November 1932 in die „Krone“ umzog, folgte als Nachmieter die Spar- und Darlehenskasse, dann der Fahrrad- und Nähmaschinenhändler Merz, der die Räume bis nach dem Zweiten Weltkrieg nutzte.
Vertrag zwischen Ökonomierat Friedrich Mayer, Lina Mayer und der Evangelischen Kirchengemeinde
Dieser Vertrag vom 10./25. Februar 1926 enthielt die Vereinbarung über die leihweise Überlassung von Räumen als Kleinkinderschule, er war bis 31. Januar 1941 befristet. Die Kostenfrage schien damit gelöst: Die Kirchengemeinde musste nur für die Kosten des Ausbaus und die Unterhaltung der von ihr benutzten Räume aufkommen. Die Kosten für den Gesamtzustand des Hauses trug der Eigentümer. Die Kirchengemeinde durfte danach in dem Anwesen eine Kleinkinderschule einrichten sowie die Räume als Gemeindesaal nutzen und kirchlichen Vereinen zugänglich machen. Das Baugesuch wurde noch im Februar eingereicht. Am 14. Juni 1926 war die Eröffnung des „Steinheimer Kinderschüle“. Bald hatte die (Ordens-) Schwester mehr als 100 Kinder zu betreuen. Man benötigte eine Helferin, so dass man die Kinderschar in zwei Gruppen aufteilen konnte.
Testament der Eheleute Mayer vom 26. März 1927
Die leihweise Überlassung der Räume im „Ochsen“ dauerte im Grunde genommen nur ein Jahr. Im Testament vom 26. März 1927 wurde das ganze Anwesen mit Waldgrundstücken (die entgegen der ursprünglichen Angabe nur aus 20 Morgen Wald bestanden) der Evangelischen Kirchengemeinde Steinheim nach dem Ableben beider Eheleute vermacht. Friedrich Mayer verstarb 1929, seine Frau Lina 1938. DasTestament trat in Kraft. Eine Gedenktafel in der Steinheimer Peterskirche erinnert daran.
Umbauarbeiten bis 1958
Gegen Ende des zweiten Weltkrieges wurde in einem der Keller ein Luftschutzraum eingerichtet. Auch wurde formal der Kindergarten der „nationalsozialistischen Pädagogik“ unterstellt, doch da der Kindergarten eine kirchengemeindliche Einrichtung war, konnte er nicht, wie andere Kindergärten, „gleichgeschaltet“ werden. Neben kleineren Renovierungen wurde nach dem Krieg als erste größere Maßnahme 1953 der Umbau der Sanitäranlagen vorgenommen. 1954 wurden die Wohnräume vom 1. Obergeschoss in das 1. Dachgeschoss mit separaten Küchen verlegt, um mehr Raum für den Kindergarten zu bekommen. Im Jahr 1956 waren 142 Kinder im Kindergarten gemeldet.
Der erste und zweite Bauabschnitt zur grundlegenden Sanierung des Gebäudes (1958 bis 1960)
Der erste Bauabschnitt umfasste (Sitzung des Kirchengemeinderats am 15. Dezember 1959) „die unbedingt notwendigen Sicherungsarbeiten an der hinteren Außenfront und an der Decke zum 1. Stock und die Arbeiten zur Gewinnung eines weiteren… Gemeinde- bzw. Kindergartenraumes …“ Der zweite Bauabschnitt umfasste den Ausbau des ehemaligen Pferdestalles auf der Ostseite des Gebäudes zum neuen Gemeindesaal. Mit einer neuen Fassade kam dieser Umbau nahezu einem Neubau des Erdgeschosses gleich. Am 29. März 1960 beschloss der Kirchen gemeinderat den zweiten Bauabschnitt. Am 1. Advent 1960 wurde der neue Saal bei einem Gemeindenachmittag seiner Bestimmung übergeben.
Der dritte Bauabschnitt (1960 bis 1963)
Am 21. Dezember 1960 befasste sich der Kirchengemeinderat mit dem noch nicht erneuerten Westteil des Hauses: „… dass aus Sicherheitsgründen baldige Maßnahmen zur Erhaltung des Gebäudes und zur Abwendung einer möglichen Einsturzgefahr dringend notwendig sind…“ Am 20. März 1961 wurde entschieden: Aus Kostengründen bevorzugt man den Abriss und den Neuaufbau. Die Neugestaltung der Fassade wird wie am Ostflügel nach Westen fortgeführt. Auch weitere bauliche Änderungen im 1. Obergeschoss des Ostteiles zur Anhebung der Raumhöhen werden ausgeführt. In diesem Zusammenhang erhält auch der Ostteil einen neuen Dachstuhl.
Das grundlegend renovierte Evangelische Gemeindehaus
Der Architekt hat sich an den aus dem 17. Jahrhundert überkommenen Baukörper angelehnt. Die Vorderfront zeigt nur im Erdgeschoss die von der Funktion her abweichende Gestaltung.
Natürlich fehlen auf der östlichen Giebelseite auch der Erker und darunter rechts der (im Zuge der Renovierung zugemauerte) Torbogen zum Pferdestall.
Heute beherbergt das Evangelische Gemeindehaus neben dem Kindergarten die vielfältigsten Aktivitäten - von der Jugendarbeit bis hin zu den verschiedensten Gebets- und Gemeindekreisen, von den Übungsstunden des Kirchenchors bis zu Vorträgen und Gemeindefesten. Ein großer Garten bietet Freiraum für Aktivitäten unter freiem Himmel.
Der Gemeindehaus-Anbau mit dem 1985 fertiggestellten großen Bonhoeffer-Saal ist nicht Gegenstand dieser Darstellung. Viele Menschen waren im Laufe der Baugeschichte des „Ochsen“ tätig. Die Namen all derer zu nennen, würde den Rahmen dieser „Notiz“ sprengen.
Steinheim, im August 2010
Adalbert Feiler ©
Der Gemeindehaus-Anbau mit dem 1985 fertiggestellten großen Bonhoeffer-Saal ist nicht Gegenstand dieser Darstellung. Viele Menschen waren im Laufe der Baugeschichte des „Ochsen“ tätig. Die Namen all derer zu nennen, würde den Rahmen dieser „Notiz“ sprengen.
Steinheim, im August 2010
Adalbert Feiler ©