Vorgeschichte
In Regensburg (eine keltisch-römische Siedlung) wurde der Dom St. Peter um 700 erbaut. Der Heidenheimer Totenberg mit der ältesten Heidenheimer Kirche St. Peter wurde in der römischen Zeit als Begräbnisplatz benutzt und anschließend auch von den Alemannen bis gegen 500, also bis zur Christianisierung. Während der "Landnahme", der Ausbauzeit unter König Dagobert I. (625-639), wurden die "heim-Orte" gegründet. So auch Steinheim mit den "orientierten -heim-Orten.

Kilian, der Heilige der Franken, ein Schotte, verkündigte von Würzburg aus in der zweiten Hälfte des 7. Jhtds. mit einigen seiner Gefährten, darunter Coloman, das iroschottische Christentum im süddeutschen Raum; von Coloman finden wir Spuren um die Heidhöfe. Christliche iroschottische Spuren finden wir in ganz Süddeutschland, im Schwarzwald und im Bodenseeraum (Reichenau). Die iroschottische christliche Kirche fand ihr Ende mit Bonifatius, der von Fulda aus (ab 719 n.Chr.) die Menschen der römisch-katholischen Kirche zuführte.

Römisch-katholische Gottesdienste in Steinheim
Wenn Pippin (751-768), der Vater Karls des Großen, dem Benediktinerkloster Fulda anlässlich seiner Krönung durch Papst Stefan II. zum ersten fränkischen König, Steinheimer Güter schenkte, ist anzunehmen, dass in dieser Zeit die ersten römisch-katholischen Gottesdienste in Steinheim gefeiert wurden. Das erste schriftliche Dokument, in dem Steinheim benannt ist, stammt aus dem Benediktinerkloster Fulda um 800n. Chr.

Steinheim besaß im Krater eine fruchtbare Feldflur im Gegensatz zu den auf der Höhe liegenden kleinen Weilern mit ihren kalkarmen sauren Feuersteinböden. Das Fuldaer Güterverzeichnis (datiert um 800) weist für Steinheim aus: 3 Paare Leibeigene, 14 Hufen, 10 Hörige, 40 Fuder Heuertrag, 30 Ochsen. Die Hufe bezeichnete die Fläche, die eine Familie bearbeiten und von deren Erträgen sie sich ernähren konnte. Die Größe hing stark von der Bodengüte ab und war dadurch regional sehr unterschiedlich. Man rechnete 1 Hufe von 50.000 qm bis 250.000 qm (1 Fuldaer Hufe waren 55.310,58 qm).

Karl der Große brachte nach seiner Krönung in Rom im Jahr 800 durch Papst Leo III. Petrus-Reliquien mit und ließ erstmals östlich des Rheins Peterskirchen aus Stein auf Reichsgut erbauen. Das dürfte auch für Steinheim zutreffen.

Kaiserliches Umfeld
Im Steinheimer Umkreis wurde um 1030 eine hochherrschaftliche Kirche in Springen, dem späteren Königsbronn, erbaut, vermutlich von den Saliern in Zusammenhang mit den kaiserlichen Ländereien (mit Bibersohl) um die sehr frühe Burg Herwartstein. Zu gleicher Zeit residierten die Pfalzgrafen (Manegold) auf Moropolis – alte Burg auf dem Ottilienberg (Langenau, Heidenheim, Lauterburg) Die Burg Hellenstein wird später erbaut.

Schwäbischer Hochadel auf der Ostalb (sog. Adalbertsippe)
Mit der Gründung des Augustiner-Chorherrenstifts durch die Herren von Albeck (1190 n.Chr.) - Chorherren sind Mitglieder eines Priesterkollegiums an einem Dom, hier Augsburg - mit seiner Nikolauskirche, der „Oberen Kirche“ auf dem Klosterberg, wurde durch die Nachkommen der Stubersheimer Adalbertsippe die christliche Tradition in Steinheim weitergeführt. Die kirchenrechtliche Orientierung ging damit von Fulda weg hin zu Augsburg. Das zeigt auch das Ulrichs-Patrozinium für die „untere“ Kirche zu Steinheim, das sich auf Bischof Ulrich von Augsburg bezog, der 993 heilig gesprochen wurde.

Die Ausstattung des Prämonstratenserstifts in Roggenburg (1126 n.Chr.) mit Gütern auf dem Homberg sowie die „Höfe zum Hohen Berge“ durch die Albecker gehören zu dieser Initiative.

Die Anhauser Benediktiner, die auch um Steinheim begütert waren, erhielten ihre Ausstattung ebenfalls (1125 n.Chr.) von der Stubersheimer „Adalbertsippe“ über die Pfalzgrafen von Moropolis und Langenau.

Im Hochmittelalter gehörte Steinheim wohl zu Albeck als von der Adalbertsippe überkommenes Königsgut. 1209 verkauft Witegow d.J. von Albeck Steinheim dem Augustinerstift Steinheim um 100 Mark Silber. (Mark ist in dieser Zeit ein Massemaß für Edelmetallgewicht. 1 Mark = 233,856 g. - feine Mark = reines Silber, und rauhe Mark = mit Kupfer legiertes Silber. Mark wird angegeben in Mark Silber oder Mark Gold). Dabei ist die Pfarrkirche mit Namen St. Peter erstmals schriftlich dokumentiert.

(Foto: Sofonia Theuß, auf Glasplatte, von 1911, mit aufgelassenem Kichhof, Blick nach Nordosten)
Um die Mitte des 13. Jhdts. erwirbt Graf Ulrich II. von Helfenstein die Vogtei des Klosters Steinheim mit dessen Besitz wahrscheinlich von den Herren von Albeck.

Die Helfensteiner sind bei den Rittern von Rechberg mit 800 Mark Silber verschuldet (1 Mark = 233,856 g Silber, 800 Mark = 187,085 kg Silber). Auch deshalb ist Graf Ulrich gezwungen, Herwartstein zu verkaufen. König Albrecht kauft die Burg Herwartstein (1302) mit den dazugehörigen Wäldern, Wiesen, Weiden und Feldern, mit Bännen, Gerichtsbarkeit und allen sonstigen Rechten, auch Springen, mit dem Patronatsrecht der Kirche und die Weiler und Burgen, außerdem die Vogtei des Klösterleins (Chorherrenstift) zu Steinheim mit all seinen Besitzungen und Rechten. Dies kauft König Albrecht nicht als König - er betrachtete wohl Herwartstein ohnehin als Reichseigentum - sondern als Privatperson, um frei darüber verfügen zu können. Graf Ulrich von Helfenstein soll die Güter dem Abt des Zisterzienserklosters in Salem übertragen, der den Plan des Königs auszuführen und eine neue Abtei an der Brenzquelle auszustatten hat. Salem am Bodensee wird dadurch Mutterkloster von Königsbronn.

Ab 1303 hat das Kloster Königsbronn die überwiegende Ortsgewalt in Steinheim, aber das Haus Helfenstein/Hellenstein hält noch einen Teil der Bevölkerung. Verwaltet werden die Bevölkerungsteile von je einem Amtmann. Sontheim gehört zum Kloster Königsbronn mit einer eigenen Stefanskirche.

Die Pestepidemie von 1346 bis 1351, der ein großer Teil der Bevölkerung zum Opfer fiel, bewirkte den Zusammenbruch der Wirtschaftsstruktur. Viele Menschen wurden, um überleben zu können, Leibeigene der weltlichen und geistlichen Herren. Sie suchten auch Beistand bei den Heiligen, so beim Heiligen Wendelin, dem eine Kapelle in Westheim gebaut wurde. (Diese Kapelle ist 1538 bezeugt und 1588 als abgegangene Wendelinskapelle erwähnt.)

Die Burg Michelstein über Sontheim ging 1343 im Erbgang an das Haus Öttingen in Essingen und wurde 1363 vom Kloster Königsbronn gekauft. 1368 kaufte Abt Heinrich das Klösterle auf dem Homberg von den Prämonstratensern in Roggenburg für das Zisterzienserkloster Königsbronn.

Steinheim ist nun Hauptort des Klosterterritoriums. Das mit dem Marktrecht verbundene Halsgericht ist zentrales Gericht der Kloster-Herrschaft. Kaiser Friedrich III. freit 1446 die Klosterleute von fremden Gerichten. 1446 gibt das Kloster Königsbronn bekannt, dass das Steinheimer Halsgericht mit verständigen Leuten aus dem Dorf Westheim zu besetzen ist.
Für die Hellensteiner/Helfensteiner Untertanen war das Heidenheimer Gericht zuständig.
Neben dem Galgenberg befand sich auf dem Birkel das Hochgericht (16. Jhdt.) 1448 ging „die Herrschaft das Brenztal“ (Hellenstein/Helfenstein) an Graf Ulrich von Württemberg.
(Foto: Sofonia Theuß, auf Glasplatte, von 1911, mit Kirchhofmauer und links dem Pfarrweiher, Blick nach Südwesten)

Der Bauernaufruhr des "Armen Konrad" (1514) findet auch im Brenztal Widerhall. Die königsbronnischen Bauern in Steinheim fordern, dass der Abt die ihnen nachteilige Schäferei auf dem Klosterhof aufgibt. Es kommt zu Gewalttätigkeiten, was der Abt als "Conspiration" und "böse Vereinigung" ansieht. Die Rädelsführer werden verhaftet und mit einer Geldstrafe belegt. Die übrigen sollen 20 Tage fronen. Auf Fürsprache der benachbarten Prälaten wird jedoch die Fron in eine Geldbuße umgewandelt. Mit der Verleihung des Heiligenlehens wird 1529 das Patrozinium St. Peter der Steinheimer Pfarrkirche erstmals erwähnt.

Die Zeit der Reformation
Der Ulmer Rat beruft 1524 einen lutherischen Prediger nach Ulm. 1531 tritt die Stadt Ulm dem Bündnis der Protestanten in Schmalkalden bei. 1539 wird in Heidenheim evangelisch gepredigt. 1540 wird die Neuordnung in Heidenheim durchgeführt.

1541 stirbt der letzte Königsbronner Klosterangehörige, der die Steinheimer Pfarrei versah. Der ehemalige Königsbronner Mönch Thomas Frech, Pfarrer in Söhnstetten, versieht nun die Pfarrei des Hl. Petrus und hält die ersten evangelischen Predigten. Durch die geschichtliche Sonderstellung der Schirmherrschaft über das Kloster Königsbronn ist die Säkularisierung des Klosters wie in Herbrechtingen und Anhausen nicht durchführbar. Den Königsbronner Äbten Melchior Ruoff (1513-1539) und Ambrosius Boxler (1544-1553) ermöglichen die bestehenden Schirmverträge, sich im württembergischen Grenzland den Neuerungen zu widersetzen. Abt Ambrosius Boxler verweigert 1552 eine Königsbronn auferlegte Schatzung. Darauf hin wird das Kloster erstürmt und zerstört. Herzog Christoph (1550-1568) lässt den standhaften Abt Ambrosius unter der Beschuldigung, er habe vertuerisch gewirtschaftet und das Kloster in Schulden gestürzt, 1553 gefangennehmen. Herzog Christoph lässt das Kloster wieder aufbauen und den Abt durch den dem Protestantismus geneigten Geistlichen Johannes Epplin, einem Mönch aus Maulbronn, ersetzen, der der reformatorischen Lehre anhängt. Epplin verpflichtet sich am 12. Mai 1553, den Herzog als alleinigen Erb- und Schirmherrn und Kastvogt und das Kloster dem Herzogtum inkorporiert anzuerkennen.

Steinheim seit 1553 evangelisch
Mit dem Ende des katholischen Klosters in Königsbronn zieht Herzog Christoph von Württemberg (1550-68) das Steinheimer Gerichtsrecht 1553 ein. 1553 erfolgt in Steinheim die Einführung der Reformation. Mit Kaiser Ferdinand, der seine Ansprüche auf das von seinen Vorfahren gestiftete Kloster noch nicht aufgegeben hatte, kommt es endlich 1563 zu einem Vergleich (Tausch mit dem Kloster Päris im Elsass), und der Vertrag wird 1588 ratifiziert. Württemberg ist erst damit Herr über Königsbronn. Die Klöster haben ihre Eigenständigkeit vollständig verloren und werden unter herzoglichen Beamten als Unterämter verwaltungstechnisch geführt.

Seit 1566 wird in Steinheim Schulunterricht gegeben. Zunächst scheint es aber eine überwiegende Winterschule gewesen zu sein. Ein Schulhaus wird 1586 erstmals erwähnt.

Schriftliche Unterlagen von der Zeit des 30jährigen Krieg gibt es in Steinheim selbst nur vereinzelt.
Beginn der „Neuzeit“ – Familiengeschichten
Mit dem Friedensvertrag 1648 bleibt Steinheim bei Württemberg und damit bis 1945 eine von Amts wegen ausschließlich evangelische Gemeinde. Dennoch gab es in Steinheim eine katholische Minderheit.

Hans und Petrus Weireter, beide katholisch, Maurer und beide geboren in Höfen in Tirol, kommen nach Steinheim und arbeiten nach dem 30jährigen Krieg an der Peterskirche. Diese Arbeiten scheinen überwiegend umfangreiche Renovierungsarbeiten gewesen zu sein. Hans Weireter ist der Stammvater des Steinheimer Weireter-Geschlechtes. Er heiratet evangelisch am 22. September 1668 Anna Kreyser, geb. 1647, das einzigen Kind des Steinheimer Schmieds Kreyser. Ein Jahr später wird der Sohn Tobias getauft. Anna stirbt 1681.

Bald nach dem 30jährigen Krieg muss in Steinheim wieder Lesen und Schreiben gelehrt worden sein. 1650 wurde in Steinheim vom Heidenheimer Dekan die Schulvisitation beim ersten namentlich bekannten Lehrer Steinheims, Eberhard Fetsch, durchgeführt. 1684 kommt Enoch Müller, der 1692 für die „Dienst- und Hütekinder“, die nicht zur regulären dreitägigen Schule kommen durften, die (zwangsweise) Sonntagsschule einrichtete. Kirchendienst mit Gesang und Leichensingen gehörten damals zum selbstverständlichen Dienst des Lehrers– allerdings gegen zusätzliche Bezahlung (nach Seidel, Helmar: „Chronik der Steinheimer Schulen“). Wenn das von den Eltern zu bezahlende Schulgeld für den Lebensunterhalt des Lehrers nicht ausreichte musste er beim „Heiligen“ d.h. bei der Kirchenverwaltung um eine einmalige Aufstockung seiner Einkünfte bitten.

David Weireter, geb. 1771, er war Maurer und Bürgermeister (Nachfolger von Jakob Wilhelm Klotzbücher) brachte als Bürgermeister die Abtragung schwer drückender Schulden der Gemeinde zustande wie auch den Ankauf des Klosterhofes vom Staat. Er unterstützte die Anschaffung einer neuen Orgel und den Bau eines neuen Schulhauses. Er veranlasste die Chaussierung der überaus schlechten Chaussee nach Heidenheim hinein wie auch durch das Stubental. Als Maurer renovierte er 1828 die Einfassung der Gärten im Klosterhof der ehemaligen inzwischen abgegangenen Stiftskirche St. Nikolaus.
1778 bis 1780 wird die über Steinheim „hochgelegene Pfarrkirche“ erbaut nach den Plänen des Ludwigsburger Kirchenbaumeisters Goez anstelle des spätmittelalterlichen Vorgängerbaues aber unter Einbeziehung des alten quadratischen Westturmes. Sie enthält eine umfangreiche Ausstattung des 18. Jahrhunderts. Damit ist mit Sicherheit anzunehmen, dass die Stuckarbeiten im Kirchenschiff (ca. 1955 renoviert) einschließlich der Kanzel aus den Jahren 1778 bis 1780 stammen. DerWestturm scheint 1805 grundlegend renoviert worden zu sein (nach der Datierung am Westportal).

Georg-Sofonias Weireter (geb.1901) war gewerblicher Schuhfabrikant und über 60 Jahre Organist an der Peterskirche Steinheim und etwas weniger lang Leiter des evangelischen Kirchenchores.

San Bartolomeo al Mare, 4. Januar 2010
Adalbert Feiler ©