Quasimodogeniti

Erster Sonntag nach Ostern: Quasimodogeniti

Lieder, Lesungen und Predigt von
Prädikant Klaus-Dieter Kirschner

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Der Wochenspruch für die vor uns liegende Woche steht im 1. Petrus 1, im Vers 3:
Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus,
der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.
Dieser erste Sonntag nach Ostern mit seinem schier unaussprechlichen Namen Quasimodogeniti hat ihn seit dem Mittelalter und nimmt Bezug auf Matthäus, 18, die Verse 1 bis 4. Jesus weist seine Jünger auf deren Frage zurecht: Wer ist denn der Größte im Reich Gottes? „Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen“. In der alten Kirche war die Taufe an Ostern üblich und die Unterweisung der Täuflinge in der anschließenden Woche. Eben an diesem Sonntag nach Ostern trugen sie dann am Ende der Osteroktav letztmals in der Messe ihr Taufkleid. Von daher gilt bis heute dieser Sonntag bei unseren katholischen Geschwistern als „weißer Sonntag“, an dem Erstkommunion gefeiert wird.
Votum: Unser Anfang und unsere Hilfe sind im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat, der Bund und Treue hält ewiglich und niemals das gute Werk los lässt, das er in dir angefangen hat. Im Namen Gottes – des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Amen!

Evangelium: Wir lesen aus dem Evangelium nach Matthäus 18, die Verse 1 – 4
Als Lied für diesen Tag ist uns Steinheimern besonders vertraut Philipp Friedrich Hillers „Jesus Christus herrscht als König“. Ich denke, die Strophen 1, 5 und 7 bis 10 (EKG: 123) sprechen uns heute besonders an.

Wir beten den 116. Psalm (die Nr. 746 im Gesangbuch):
Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit und in Ewigkeit.
Amen!

Tagesgebet: Gott!
Wir haben deinen Sohn Jesus Christus nicht mit eigenen Augen gesehen und unsere Hände haben seinen Leib nicht berührt. Und doch wagen wir, an ihn zu glauben: Wir bitten dich, rüste uns aus mit deiner Kraft und sende uns deinen Geist, der uns in alle Wahrheit leitet.
Das bitten wir, durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn.
Amen!

Predigt
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus,
und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen.
Amen!

Liebe Schwestern und Brüder in Christus!

Die Not ist groß – in diesen Zeiten der Corona-Pandemie. Wir können uns nicht zum Gottesdienst treffen und haben ein Osterfest hinter uns, das ohne Osterlachen und Osterjubel vergangen ist: Christ ist erstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden. Das ist das Bekenntnis der alten Kirche, das ist unser Bekenntnis auch heute – allen Widrigkeiten zum Trotz. Das ist unsere Hoffnung, dass wir Christus eines Tages in seiner Herrlichkeit begegnen dürfen.
Von Begegnungen leben wir Menschen. Begegnungen vermissen wir gerade in diesen Wochen der massiv eingeschränkten Bewegungsfreiheit. Begegnungen sind vielfach auch aus der Bibel überliefert. Was haben die Jünger Jesu wohl mitgemacht, als ihr Herr und Meister Jesu plötzlich nicht mehr da war? Im Stich hatten sie ihn gelassen, als er so dringend Mitbeter in Gethsemane brauchte. Verleugnet haben sie ihn bei dem Schauprozess. Und als Jesus mit dem Kreuz auf dem Kreuz hinauf zur Hinrichtung durch Jerusalem geprügelt wurde, da war seine Wandertruppe nicht zu sehen. Gekreuzigt und gestorben. Da haben sie sich eingeigelt und das aus voller Verzweiflung.
Zwei aus den Reihen der elf Apostel aber mussten raus, machten einen Spaziergang und unterhielten sich über das Geschehene. Der von mir hochgeschätzte Monsignore Sieger Köder, 1925 bis 2015, aus Wasseralfingen ist bei Evangelischen und besonders bei den Katholiken als kraftvoller und farbegewaltiger Prediger in Bildern in Erinnerung. In dem Büchlein „Bilder des Lebens – Bilder des Glaubens“ von Pater Theo Schmidkonz (+ 2018) ist dieses Sieger-Köder-Bild abgedruckt, das die Emmaus-Jünger zeigt.
Deren Geschichte hat der Evangelist Lukas im 24. Kapitel, in den Versen 13 bis 35 der Nachwelt erhalten. Sie dürfen das gerne lesen und sie lernen darin zwei kernige Burschen kennen. Sie sind etwa elf Kilometer von Jerusalem nach Emmaus unterwegs. Und wie sie so dahingehen, gesellt sich ein Dritter dazu. Sie erkannten ihn nicht. Er hörte ihnen zu und irgendwann hakte er ein: „Von was redet ihr?“ Und eben die beiden Männer waren gleichermaßen irritiert, denn der Fremde hatte offenbar nichts von den heftigen Ereignissen in Jerusalem mitbekommen. Da hatten die Beiden, einer von diesen hieß Kleopas, viel zu erzählen. Ein Christus-Zeugnis vom Feinsten und aber auch das Entsetzen, dass der, auf den sie alle als Erlöser Israels große Hoffnung gesetzt hatten, am Kreuz verblutet ist und schließlich beigesetzt wurde.
Am dritten Tage nach dem Begräbnis hätten zunächst Frauen nach dem Grabe gesehen, weil man ja den Toten noch salben sollte, aber Christus sei da nicht mehr gewesen. Nur Engel, die hätten gesagt: Christus ist auferstanden. Die Frauen wiederum sagten es den Jüngern, doch die glaubten der Geschichte nicht und schauten selber nach.
Da nahm dieser Spaziergang eine unerwartete Wendung. Der Unbekannte nannte seine beiden Zuhörer „unverständig und im Herzen zu träge, als dass sie endlich begriffen, was sogar schon die Propheten vorhergesagt hatten“. Die drei gingen weiter und der unerkannt gebliebene Jesus erklärte ihnen alles aus den Schriften, was seine Person anging.
Langsam wurde es Abend und so drängten die Beiden ihren Mitwanderer, doch noch zum Abendessen zu bleiben. Da nahm Jesus das Brot, segnete es und brach es. Und in dem Augenblick spürt man die Ergriffenheit der Emmaus-Jünger: Mensch! Das ist Jesus! Und im gleichen Augenblick wurde er von ihnen hinweggehoben. Jesus lebt! Mit ihm auch ich! Was für eine Freudenbotschaft selbst in unsere Zeit, da wir uns Riesensorgen wegen Corona und seinen Folgen machen. Und wo die Frage uns schier erdrückt: Wie wird das alles enden?
Sieger Köder hat diese Emmaus-Jünger als kernige Burschen auf die Leinwand gebracht – wie sie doch die Heiligen Schriften memorieren und im Grund nichts verstanden haben. Und hinter ihnen Christus, der Herr. Ein Schatten, der aber erleuchtet ist und damit Psalm 121 aufgreift: „Der Herr ist dein Hüter. Der Herr ist dein Schatten. Er steht dir zur Seite“. Dazu schrieb Sieger Köder einmal: „Nur etwas, das ist, kann einen Schatten werfen, und – der Unsichtbare ist“.
Dieser Schatten, liebe Schwestern und Brüder, weicht auch dann nicht von uns, wenn wir gerade nicht an Christus denken, wenn wir ihn links liegen lassen. Wenn wir nachlässig im Gebet sind. Dieser Schatten war mit den Jüngern nach Emmaus unterwegs und ist Dein und mein Wegbegleiter, was auch immer sein mag. Erst in der Ewigkeit werden wir Christi Gesicht sehen, wie er aus seinem und unserem Schatten heraustritt und uns in seine Arme schließt – wie Eltern ihre Kinder.

Und der Friede Gottes, welcher höher ist denn all unsere Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne im Christus Jesus,
unseren Heiland und wiederkommenden Herrn.
Amen!

Wir beten:
Jesus Christus, auferstandener Herr!
Dein sind wir in Zeit und Ewigkeit. Du bist unser Heiland und Erlöser. Dafür können wir dir nicht oft genug danken. Du bist bei uns, wo wir nicht mit dir rechnen. Du bist uns nahe – heute und alle Zeit.
Dich flehen wir an in diesen so unsicheren Zeiten und wir bitten dich, dass es ein Ende mit dem Virus und mit der Seuche haben muss. Heile doch alle Kranken, tröste die Trauernden, die unter den momentanen Umständen nicht einmal richtig Abschied von den Verstorbenen nehmen können.
Danke für alle Ärzte und Pflegekräfte und all die uns oft unbekannten barmherzigen Samariter, die bis zum Umfallen im Dienst stehen. Wir bitten für alle, die sich Sorgen um ihren Arbeitsplatz machen. Erbarme dich doch und schenke Nähe und Zuversicht.

Und so beten wir: Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen! Lied 115, die Strophen 1 – 5 Jesus lebt, mit ihm auch ich… Geht unter Gottes Gnade und unter seinem Segen: Gesegnet seid ihr, die ihr euch auf Gott verlasst und eure Zuversicht auf Gott setzt. Ihr seid wie ein Baum, am Wasser gepflanzt, der seine Wurzeln zum Bach streckt. Wenn Hitze kommt, fürchtet euch nicht, eure Blätter bleiben grün. Ihr sorgt euch nicht, wenn ein dürres Jahr kommt, ohne aufzuhören bringt ihr Früchte. Gesegnet seid ihr im Namen Gottes – des Vaters, des Sohnes und (+) des Heiligen Geistes. Amen!
Und so beten wir:
Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute
und vergib uns unsere Schuld
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen!
Lied 115, die Strophen 1 – 5 Jesus lebt, mit ihm auch ich…

Geht unter Gottes Gnade und unter seinem Segen:

Gesegnet seid ihr, die ihr euch auf Gott verlasst und eure Zuversicht auf Gott setzt.
Ihr seid wie ein Baum, am Wasser gepflanzt, der seine Wurzeln zum Bach streckt.
Wenn Hitze kommt, fürchtet euch nicht, eure Blätter bleiben grün.
Ihr sorgt euch nicht, wenn ein dürres Jahr kommt, ohne aufzuhören bringt ihr Früchte.
Gesegnet seid ihr im Namen Gottes – des Vaters, des Sohnes und (+) des Heiligen Geistes.
Amen!

Klaus-Dieter Kirschner
Prädikant
Steinheim, im April 2020

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